Insgesamt haben uns dieses
Jahr (1999) über 1400 Anrufe erreicht, Anrufe auch von Menschen, die um
ihre verlorene Freiheit kämpften. Die Anzahl der Einweisungen in die psychiatrischen
Anstalten ist erschreckend angestiegen; in den überfüllten Abteilungen
schlägt mir eine Apathie entgegen, die mir die Luft zum Atmen raubt. Die
Betroffenen werden in diesen "Heilanstalten zu reinen
Medikationsobjekten reduziert; die Menschenwürde geht vollständig verloren.
Wie viele Menschen sich in den Anstalten das Leben nehmen, bleibt, da
solche Zahlen nirgends publiziert werden, im Dunkeln. Tatsache ist, dass
PSYCHEX auch dieses Jahr Abschied nehmen musste von Klienten, die sich in
den Anstalten umgebracht haben oder einfach durch zu viele Medikamente
vergiftet worden sind. In diesem Zusammenhang gebührt unseren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern grosser Dank, dass sie trotz den schweren
Schlägen nicht aufgegeben haben. PSYCHEX als Sprachrohr und Lotse zwischen
Anstalt und Freiheit ist nötiger denn je!
Finanziell wandern wir
chronisch auf dem Grat. Deshalb sind wir dringend auf Spenden
angewiesen und freuen uns auf jeden Beitrag. Ein herzliches Dankeschön an
alle, welche unseren Verein auch im letzten Jahr unterstützt haben.
Bernadette Zürcher
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Jetzt schmieden sie wieder
Gesetze, die Herren. Nachdem ruchbar geworden ist, dass in den meisten
Kantonen der Schweiz eine gesetzliche Grundlage für die Zwangsbehandlungen
in den psychiatrischen Anstalten fehlt, wird, obwohl das in Art. 3 der
Europ. Menschenrechtskonvention festgenagelte Folterverbot auch mit einem
Gesetz nicht ausgehebelt werden darf, eifrig die vom Bundesgericht
abgesegnete Formel der einschlägigen zürcherischen Verordnung kopiert: In
Notfällen darf zwangsbehandelt werden.
Was ein Notfall ist, bleibt
offen. Was die Anstaltsärzte darunter verstehen, ist jedoch klar: Wenn ein Mensch
aggressiv, wütend ist oder tobt, wird die Zeit reif, ein Aufgebot
zusammenzutrommeln, das Opfer mit Ledergurten ans Bett zu fesseln und die
Giftspritze anzusetzen. Und warum tobt dieser Mensch? Weil er ohne
zwingenden Grund seiner Freiheit beraubt wird! Und wer raubt ihm die
Freiheit? Die Täter, die ihm das Gift injizieren! Ein Verbrechen krönt das
andere. Alltag in der Psychiatrie.
Edmund
Schönenberger
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Auch in diesem Jahr ist
unsere Wirtschaft wieder "erfreulich" gewachsen - sogar stärker
als prognostiziert. Wenn man die Aktienkurse der Pharmatitel mit dem
Vorjahr vergleicht, stellt sich heraus, dass sie allen Unkenrufen zum Trotz
zu neuen Höhenflügen angesetzt haben. Die Pharmakonzerne bauen nicht nur
Arbeitsstellen ab, sondern erschliessen auch neue "Kundensegmente
. Hinzu kommt eine intensivere "Pflege des bestehenden
"Kundenstamms - will heissen, höhere pro Konsument verabreichte Dosen.
Die Entwicklung in den Anstalten verläuft analog. Die durch massiven
Einsatz chemischer Substanzen resultierende Verkürzung der Aufenthaltsdauer
hat zu nichts anderem als zu einem drastisch gesteigerten Durchlaufrhythmus
geführt. Die Anstalten sind bis zum letzten Bett ausgelastet. Der geplante
Bettenabbau wird absehbar auf eine erneute Verschärfung der
Zwangsbehandlungen hinauslaufen. Dem Zwang und der Gewalt gegen die
Betroffenen entspricht das Glück der Pflegerinnen und Pfleger, Aerztinnen
und Aerzte, welche das Anstaltskonzept stützen. Ihr wirtschaftliches
Ueberleben ist gesichert.
Der Irrsinn Psychiatrie ist
längst keine Frage mehr von normal oder abnormal, sondern Ausfluss nackter
marktwirtschaftlicher Strategien. Diejenigen Menschen werden getroffen,
welche keine Lobby haben. Pharmaindustrie und Psychiatrie zielen mit ihren chemischen,
physischen und psychischen Fesseln auf Freigeister, Unkonventionelle und
auf alle, welche die unablässige Expansion der Wirtschaft nicht als oberste
Lebensmaxime verinnerlichen wollen. PSYCHEX setzt Gegengewichte und wirft
für die in Not Geratenen einen Rettungsanker der
Hoffnung aus.
Christoph Erdös
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Freiheitsentzug und
Zwangsbehandlungen mit "Medikamenten" stellen einschneidende
Eingriffe in die Privatsphäre des Menschen dar. Wenn Sie sich
unfreiwillig in einer psychiatrischen Anstalt befinden oder mittels
"fürsorgerischem Freiheitsentzug" (FFE) zwangseingewiesen worden
sind, zögern Sie nicht, sofort Ihre unverzügliche Entlassung zu verlangen.
Der Verein PSYCHEX unterstützt Ihre Entlassungsbemühungen. Rufen Sie uns an
- wir werden Ihre Verteidigung und nötigenfalls eine Begleitung nach dem
Anstaltsaufenthalt organisieren.
Der Anspruch auf Freiheit
und Sicherheit der Person ist ein Menschenrecht und Menschenrechte sind
unteilbar! Diese
Grundrechte sind auch Ihre Rechte. Machen Sie sich mit ihnen vertraut, um
sie für sich selbst und für Ihre Nächsten zu fördern und zu verteidigen.
Sandra Hilti
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Tanja X, 19 Jahre alt,
Matura gerade abgeschlossen, fühlt sich niedergeschlagen und ist deprimiert
über ihr bisheriges Leben: Lernen, immer nur lernen. Sie will Hand
an sich legen. Doch ihre Bezugspersonen befinden, sie habe eine
"Depression und solle in eine psychiatrische Klinik eintreten. Tanja
geht. In der Anstalt bekommt sie Medis. Keine Gespräche - kaum Betreuung.
Das verabreichte Medikament erweist sich bald als das "Falsche und
löst eine Psychose aus. Die junge Frau kommt zwar wieder frei und wohnt in
einer sogenannten "Rehabilitations-Wohngemeinschaft
. Ihren Traumberuf als Physiotherapeutin kann sie infolge ihres
Klinikaufenthalts nicht erlernen, da die Lehrstätte ihr die Ausbildung
nicht mehr zutraut.
Es gibt Studien, die
beweisen, dass unsere Wirtschaft immer mehr psychisch Leidende produziert. Um sie wieder
"funktionstüchtig" zu machen, isoliert die Anstaltspsychiatrie
die "störenden Objekte und zwingt sie zur Anpassung. Sie sieht nicht
ein, dass diese Menschen nur gesund auf strukturelle Gewalt und
krankmachende gesellschaftliche Bedingungen reagieren. Welche
Verrücktheiten! Die Pharmaindustrie schlägt sogar noch daraus Kapital. Bei
Novartis stand 1998 das meist verkaufte Psychopharmakon "Leponex
(welches gegen die sogenannte "Schizophrenie eingesetzt wird) an
siebter Stelle aller Medikamente. Der Umsatz betrug über eine halbe
Milliarden Franken!
Der Mensch ist mehr als eine
Maschine.
Der Mensch ist auch mehr als nur eine Marionette seiner Gene. Als Theologin
und Journalistin vertrete ich eine menschengerechte Ethik, in welcher die
Würde und Rechte der Menschen zentral sind. Auf unsere innere Haltung kommt
es an. Wenn ein Psychiater einen Menschen als krank einstuft, wird dieser
die Diagnose mit der Zeit übernehmen. Wehren wir uns gegen all jene Mächte,
welche unsere Freiheit und Selbstentfaltung beschneiden. Niemand hat das
Recht, das Leben anderer zu behindern.
PSYCHEX tritt ein
gegen den entwürdigenden Zwang in psychiatrischen Anstalten - für den
freien Willen und die Eigenverantwortlichkeit aller Menschen.
Gertrud Durot
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Als
Revisor von PSYCHEX habe ich die Buchführung und die Jahresrechnung des
Vereins für das am 31.12.1999 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft.
Das
Vereinssekretariat ist für die Jahresrechnung verantwortlich, während meine
Aufgabe darin besteht, diese zu prüfen und zu beurteilen. Ich bestätige,
dass ich die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Befähigung und
Unabhängigkeit erfülle.
Meine Revision
erfolgte nach den Grundsätzen des Berufstandes, wonach eine Prüfung so zu
planen und durchzuführen ist, dass wesentliche Fehlaussagen in der
Jahresrechnung mit angemessener Sicherheit erkannt werden. Ich prüfte die
Posten und Angaben der Jahresrechnung mittels Analysen und Erhebungen auf
der Basis von Stichproben. Ferner beurteilte ich die Anwendung der massgebenden
Rechnungslegungsgrundsätze, die wesentlichen Bewertungsentscheide sowie die
Darstellung der Jahresrechnung als Ganzes. Ich bin der Auffassung, dass
meine Prüfung eine ausreichende Grundlage für mein Urteil bildet.
Gemäss meiner
Beurteilung entspricht die Buchführung und die Jahresrechnung Gesetz und
Statuten. Die Vereinsrechnung 1999 schliesst bei einem Ertrag von Fr.
171'582.60 und einem Aufwand von Fr. 201' 279.35 mit einem Verlust von Fr.
29' 696.75 ab. Ich empfehle der Vereinsversammlung, die vorliegende
Jahresrechnung zu genehmigen und den verantwortlichen Organen Entlastung zu
erteilen.
Claude Hentz
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